Heute möchte ich Ihnen eine ganz besondere Geschichte erzählen. Sie handelt von einem kleinen jungen, der von seiner Mutter Lars genannt wird. Um es genauer zu sagen, ist Lars mein Kind. Er ist gerade mal 2 Tage windelfrei und macht es eigentlich schon besonders gut. Also beschloss ich, es nun auch mal draußen zu versuchen. Ob die Idee so gut war, weiß ich immer noch nicht.
Aber beginnen wir zunächst ganz von vorne. Lars schaffte es, innerhalb von 4 Tagen die Grundlagen des Töpfchen Trainings zu verstehen. Ich habe mich darüber sehr gefreut, da das lästige Windeln wechseln nun endlich ein Ende hat. Auch Lars freute sich sehr, da er nun zu den großen Kindern gehört. Da ich noch Urlaub hatte, beschloss ich, mit ihm einen längeren Spaziergang zu machen. Ich packte also eine Tasche mit ausreichend Wechsel Kleidung. Wir machten uns auf den Weg und spazierten in Richtung Feld. Kaum dort angekommen, musste Lars direkt schon Pipi. Da aber leider weit und breit keine Toilette in Sicht war, ging ich mit ihm ins Gebüsch. Lars Gesichtsausdruck änderte sich dramatisch. Er schaute mich erschrocken an und sagte nur „Nein!“. Ich erklärte ihm, dass man im Feld keine Toilette und erst recht auch kein Töpfchen findet. Widerwillig ließ er sich von mir anheben, damit er ins Gebüsch urinieren konnte. Mein Fehler war, dass ich noch nicht mit ihm geübt habe, im Stehen zu urinieren. Wahrscheinlich wäre mir dabei einiges an Diskussion erspart geblieben. Wir spazierten also weiter. Natürlich musste Lars nicht mehr Pipi, nachdem er dieses Spektakel erlebt hat. Als wir kurze Zeit später einen kleinen Spielplatz entdeckten, freute er sich sehr. Er lief direkt los, um auf die große Rutsche zu klettern. Nachdem er ein paar Mal gerutscht ist lief er zum Klettergerüst, wo sich auch ein kleines Häuschen befand. Er spielte darin ziemlich lange und ließ sich von nichts und niemandem ablenken. Als er dann losrannte, um wieder auf die Rutsche zu klettern, war sein Gesicht ganz rot. Ich dachte mir nichts dabei und feuerte ihn an. Er lächelte und rutschte mit Schwung die Rutsche runter. Während ich dies schreibe, muss ich schon ein bisschen schmunzeln. Warum?
Weil die komplette Rutsche nun einen langen braunen Streifen hatte. Sicherlich können Sie sich vorstellen, welches Missgeschick meinem Kleinen passiert ist. Sie können gar nicht glauben, wie unangenehm mir das war. Nachdem ich mir zunächst ein Grinsen nicht verkneifen konnte, lief ich schnell zur Bank, um die Tasche zu holen, in der die Tücher und die Wechsel Kleidung drin waren. Während auch die anderen Mütter sich ein Lächeln nicht verkneifen konnten, nahm ich Lars und fragte ihn, ob er vielleicht groß gemacht hat. Er schaute erschrocken zur Rutsche und dann an sich selbst herunter. Nun wurde sein Gesicht krabbenrot und seine Augen groß. Er nickte und schaute schnell zu Boden. Ich erklärte ihm, das es nicht schlimm sei und dass wir nun die Rutsche wieder sauber machen, damit auch die anderen Kinder wieder darauf spielen können. Er nickte und wollte schon losrennen, als ich ihn stoppte. Ich erklärte ihm, dass wir uns nun erst umziehen und auch saubermachen. Zuerst war er ein bisschen verunsichert, wartete dann aber auf mich, bis ich die Rutsche gesäubert hatte. Nachdem ich ihn auch sauber gemacht und umgezogen habe, lief er direkt wieder los. Es störte ihn gar nicht, dass ihm ein Unfall in der Öffentlichkeit passiert ist. Er wusste, dass er sich auf mich verlassen kann und dafür niemals Ärger bekommen würde. Genau dies ist der Punkt, den sich alle Eltern zu Herzen nehmen sollten. Kinder sollten niemals für etwas bestraft oder beschimpft werden, was zur Entwicklung dazu gehört. Sie benötigen Vertrauen, Feinfühligkeit und Zuwendung, um solch eine neue Situation erfolgreich zu meistern.
Erklären sie ihrem Kind, dass es so nicht richtig war, aber bleiben sie stets fair. Lars zum Beispiel war so in sein Spiel vertieft, dass er gar nicht merkte, dass er groß musste. Hätte ich nun mit ihm geschimpft, wüsste er noch nicht mal wofür. Oftmals sind Eltern sehr voreilig und verurteilen das Verhalten des Kindes sofort. Nicht immer können die Kinder etwas dafür oder machen es extra. Hier müssen Eltern lernen, gelassen zu reagieren und entspannt zu bleiben. Nur so können aus den kleinen zerbrechlichen Wesen, starke Kinder heranwachsen. Die Eltern haben die Verantwortung ihr Kind zu begleiten, ihm alles beizubringen, es aber genauso auch zu schützen.
Ich kann ihnen sagen, hätten die Mütter auf dem Spielplatz anders reagiert und mein Kind dafür verurteilt, dass es einen Unfall hatte, wäre ich wohl zur Furie geworden.
Ich weiß, dass mein Kind all dies super kann, aber ich weiß auch, dass Unfälle geschehen können. Ich erklärte Lars natürlich, dass dies nicht zur Tagesordnung gehören sollte. Ich sagte ihm, dass seine Fäkalien für andere Kinder gefährlich sein könnten, da sich darin Bakterien verbergen. Er wusste direkt, was ich meine, denn er kennt zum Beispiel Karius und Baktus aus der Kita. Dies sind 2 Figuren, die die Kinderzahnärztin immer mitbringt. Sie stellen den Karies und die Bakterien dar.
Lars verstand, was ich ihm erklären wollte und spielte munter weiter. Zum Glück ist an diesem Tag kein weiterer Unfall geschehen. Zu Hause erzählte Lars meinem Mann von unserem Tag. Dieser konnte kaum glauben, dass ich nicht vor Scham im Boden versunken bin. Also erhielt auch er nochmal eine gehörige Standpauke darüber, wie wichtig es ist, die Kinder behutsam zu begleiten, anstatt mit ihnen zu schimpfen. Er sagte daraufhin nur, dass er froh ist den ganzen Tag arbeiten zu müssen, damit er niemals in solch eine Situation gerät.
Und jetzt raten sie mal wer am Wochenende einen Papa Sohn Tag hat?
Ich freue mich schon sehr darauf die vielen spannenden Geschichten von diesem Tag zu hören. Mein Sohn fand die Idee Klasse und ich auch!