Kinder brauchen Regeln und Grenzen! Wozu dienen sie aber beim Schlaf- und Töpfchentraining eigentlich?

Sicherlich gibt es kaum eine Familie, der diese Situation nicht bekannt vorkommt:

Man stellt eine Regel auf und die Kinder testen und reizen es bis auf das Äußerste aus.

Es mag sich komisch anhören, aber genau dies ist auch richtig so!

Regeln geben uns und unseren Kleinsten Sicherheit im Alltag und vor allem auch klare Strukturen. Kinder müssen erst in unsere Gesellschaft hinein wachsen. 

Sie suchen Halt, Sicherheit und eine gewisse Orientierung. 

Regeln, deren Sinn Kinder verstehen, geben ihnen Sicherheit und eine gewisse Struktur. Meistens ist es jedoch so, dass Kinder Regeln nur befolgen, weil man das halt so macht und es Andersfalls Ärger gibt.

Kinder und Erwachsene brauchen Regeln, um sich nach etwas richten zu können. Dafür muss ihnen aber auch der Sinn dieser bewusst sein.

Jeder von uns kann nur dann bewusst mit Regeln umgehen, wenn er ihren Sinn kennt und auch versteht.

Eine Regel, deren Sinn man nicht erkennt, bricht man leichter und schneller als eine, deren Sinn einer versteht.

Denken Sie doch mal an die Straßenverkehrsregel, dass man sich als Autofahrer an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten soll.

Hand aufs Herz:

Wie oft fahren Sie zu schnell Auto, weil Sie keinen Sinn darin erkennen, mit 30 km/h die Straße entlang zu schleichen, wo hier doch niemand sonst unterwegs ist?

Würden Sie auch noch zu schnell fahren, wenn es die Spielstraße ist, in der die eigenen Kinder spielen? Nein, mit Sicherheit nicht!

Denn hier ist uns der Sinn bewusst! 

Die Regel, hier die Geschwindigkeit zu begrenzen, soll das Leben der Kleinsten beschützen. Dieser Sinn der Regel ist mit einem Gefühl verknüpft. Hier ist es die Angst, das eigene geliebte Kind durch zu schnelles Fahren zu gefährden. Deswegen halten wir uns freiwillig daran.

Und genau darum geht es auch bei Regeln für Kinder oder auch im Miteinander mit Kindern. Es reicht nicht, einfach nur Regeln aufzustellen, deren Sinn Ihr Kind nicht verstehen kann. Vielmehr muss das Kind mit jeder Regel ein Gefühl verbinden. Nehmen wir zum Beispiel die Regel, anderen zuzuhören und sie ausreden zu lassen. 

Sie können solche Regeln spielend mit Ihren Kindern erläutern.

Wichtig ist, dass Ihre Kinder den Sinn einer Regel spüren, also gefühlsmäßig wahrnehmen. Spielen Sie zum Beispiel mit Ihrem Kind das Spiel „Wir brechen jetzt die Regel so, dass wir einander nicht mehr zuhören und Jeder zu jederzeit durcheinander sprechen darf.“

Ihr Kind wird dabei die Erfahrung machen, dass es sich nicht beachtet fühlt, wenn ihm keiner zuhört. Es wird merken, dass es ziemlich traurig macht, wenn man „unsichtbar“ für andere ist.

Ihr Kind wird auch erfahren, dass es ziemlich laut ist, wenn alle durcheinander reden und dass es gar keinen Sinn macht, etwas zu sagen, da es sowieso keinen interessiert und es niemand hört. 

Ihr Kind wird merken, dass überhaupt keine Kommunikation stattfindet, wenn Jeder zu jederzeit redet und es keine Regeln mehr gibt.

Spielen Sie danach einmal die Regel an sich konsequent mit Ihrem Kind durch. 

Zum Beispiel, indem Sie alles wiederholen:

 „Du hast gerade erzählt, dass du sehr gerne baust …“ 

Ihr Kind erfährt nun, dass es geachtet, beachtet und auch wahrgenommen wird.

Wichtig ist also, dass Regeln für Kinder einen Sinn ergeben.

Anstatt immer zu sagen „Du sollst zuhören“, können Sie Ihre Gefühle ausdrücken und es so erklären: „Ich bin traurig, dass Du mir nicht zuhörst, was ich dir sagen möchte und was mir wichtig ist.“ 

Kein Kind möchte einen anderen Menschen traurig machen. Schon gar nicht das eigene.

Ermutigen Sie Ihre Kleinsten, Regeln zu hinterfragen und finden Sie gemeinsam heraus, welche Regeln für das Zusammenleben mit Ihrem Kind wirklich wichtig sind. 

Manchmal gibt es Regeln, die einfach keinen Sinn ergeben, es Eltern aber erst auffällt, wenn sie diese erst einmal hinterfragen.

Stellen Sie mit Ihrem Kind gemeinsame Regeln auf, statt einfach nur Gesetze zu erlassen! Denn schon beim gemeinsamen Aufstellen der Regeln erfährt Ihr Kind, dass seine Meinung Ihnen wichtig ist!

Für ein Töpfchen Training kann dies sehr sinnvoll sein, weil Ihr Kind genau weiß, was es darf und was vermieden werden sollte. Zudem fühlt es sich mit verantwortlich, weil Sie die Regeln gemeinsam aufgestellt haben!

Aber neben den Regeln sind auch Grenzen unerlässlich. Diese sollten insbesondere beim Thema schlafen gesetzt werden, auch wenn es manchmal zu mehr Konflikten führt.

Kinder brauchen und suchen vor allem die Erfahrung mit Grenzen. Gerade weil Kinder sehr stark bedürfnisorientiert sind, brauchen sie nach und nach die angemessene Erfahrung des Versagens ihrer Wünsche.

Grenzen setzen erfordert aber in erster Linie eine Klarheit und Standfestigkeit der Eltern.

In einer Welt, die anscheinend so perfekt ist, in der alles auf Knopfdruck funktioniert, erleben verantwortungsvolle Eltern gerade bei der Frage des Umgangs mit Grenzen, wie kompliziert  Erziehung sein kann, wie vielfältig der Alltag mit Kindern ist und wie sehr Eltern als wichtigste Bezugsperson gefordert werden.

Es ist es wichtig, dass sich alle in einer Familie über die in ihr herrschenden Regeln und Grenzen einig sind. 

Sind sie einmal geklärt, ist es selbstverständlich, dass alle Familienmitglieder sie immer einhalten müssen, um dem Kind zu zeigen, dass es gleichberechtigt ist.

Geschieht dies nicht, verlieren die Erwachsenen in den Augen des Kindes schnell an Glaubwürdigkeit.

Legen Sie zum Beispiel fest, dass Sie immer Bescheid geben, wenn Sie das Zimmer verlassen und wann Sie wiederkommen, müssen Sie diese Abmachung auch einhalten. 

Gilt als Regel, dass Ihr Kind zu einer bestimmten Zeit schlafen gehen muss, sorgen Sie dafür, dass dies auch regelmäßig zur selben Uhrzeit geschieht. Nur so erfährt es Zuverlässigkeit und Beständigkeit!

Um zu erreichen, dass einmal aufgestellte Regeln und Grenzen auch eingehalten werden, sollten Sie sich selbst eindeutig verhalten, das heißt sich konsequent an die festgelegten Absprachen halten!

Bei Nichteinhaltung argumentieren Sie nicht, reagieren Sie nicht ängstlich, sondern wiederholen Sie klar und deutlich Ihre Anweisung.

So individuell Kinder auch sind, so unterschiedlich reagieren sie auch auf Verbote, Regeln oder auch Grenzen. Bei dem einen reicht eine Wiederholung der Abmachung, ein anderes braucht schon eine Warnung, dass negative Folgen seines Verhaltens unmittelbar eintreten werden.

Beobachten Sie Ihr Kind und finden Sie heraus, wie Sie diesbezüglich mit Ihren Kleinsten umgehen müssen.

Versuchen Sie stets, bei jeder Regel und Grenze zu prüfen, ob der Rahmen klar und deutlich für das Kind ist. Besser wäre zu sagen, „Nach dieser Sendung wird der Fernseher ausgestellt!“.

Bleiben Sie stets konsequent!

Wenn Sie vorher sagen nur noch eine Sendung, dann entscheiden Sie sich nicht kurz danach um und lassen es doch noch die zweite Sendung sehen!

Grenzen setzen bedeutet, bis hierhin und nicht weiter! 

Hält sich das Kind nicht daran, gehört zu einer Überschreitung der Regel oder Grenze auch eine Konsequenz! Diese sollten Sie aber bereits vorher ankündigen!

Es nützt niemanden etwas, wenn gewisse Erwartungen unausgesprochen sind.

Es ist für Ihr Kind nicht nachvollziehbar und es wird nicht erkennen können, wo die Grenze war und warum es diese nun überschritten hat!

Ziel davon ist es, dass Ihr Kleinstes lernt, dass es Verantwortung für Fehler übernehmen muss und zur Wiedergutmachung aufgefordert ist.

Achten Sie auch stets darauf, dass Sie bei Ihren Regeln bleiben. Grenzen lassen sich nicht durchsetzen, wenn diese ständig variieren!

Ihr Kind wird merken, dass Sie zu verunsichern sind und Sie ständig testen, was wiederum zu Streitigkeiten führt. Es wird immer seltener auf Sie hören und keine Regeln oder Grenzen akzeptieren. Dies führt ganz schnell zu einer gewissen Respektlosigkeit und Aufmüpfigkeit der Kleinen.

Legen Sie Grenzen stets mit einem gewissen Augen Maß fest!

Sagen Sie zu Ihren Kleinsten zum Beispiel „Mach deine Hose beim Pipi machen bloß nicht dreckig“, können Sie sich darauf verlassen, dass Ihre Methode scheitern wird!

Setzen Sie leicht einzuhaltende Grenzen und fordern Sie diese konsequent ein, anstatt unüberwindbare Hürden aufzustellen, die Sie und Ihr Kind nur verzweifeln lassen!

Diese Aufgabe gehört zu einer der schwersten in der kindlichen Erziehung. Dennoch ist sie enorm wichtig und darf nicht vernachlässigt werden. Nur wenn Kinder Regeln und Grenzen erfahren, können sie sich durch Sicherheit und Orientierung stetig in ihrer Persönlichkeit weiterentwickeln.

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