Heute möchte ich Ihnen eine Geschichte erzählen, die klar und deutlich zeigt, wie wichtig es ist, den Kindern Raum und Zeit zu geben einen neuen Entwicklungsschritt in ihrem eigenen Tempo durchzuführen.
Es ist eine Geschichte über einen Jungen namens Tim. Bereits in der Zeit, wo Tims Mutter mit ihm schwanger war, Arbeitete sie sich durch verschiedene Ratgeber und Sachbücher, um bestens darauf vorbereitet zu sein, wie das Leben mit Kind so sein wird. Natürlich erfuhr sie darin auch, wie Kinder sich entwickeln und wann welcher Entwicklungsschritt stattfinden sollte.
Tims Mutter wartete seit der Geburt darauf, bis der Moment endlich kommt, und ihr Kleiner endlich damit beginnen konnte trocken zu werden.
Als Tim dann eineinhalb Jahre alt war, kaufte seine Mama einfach ein Töpfchen und stellte es in die Toilette. Sie wartete voller Vorfreude darauf wie Tim darauf reagieren würde. Als er dann ins Bad kam begann er bitterlich an zu weinen und trat gegen das Töpfchen. Er schrie nur nein, nein und lief direkt wieder hinaus.
Seine Mutter wusste nicht, was sie falsch gemacht hat. in all ihren Ratgebern stand nämlich, das Kinder in dem Alter dafür bereit wären die Windel abzugeben und man mit einem Töpfchen Training beginnen sollte. Warum reagierte Tim also so?
Nach kurzer Überlegung wurde ihr klar, dass sie etwas übersehen hat. Sie hat die Bedürfnisse des Kleinen nicht beachtet, da sie nicht wusste wie die Signale der Kleinen zu deuten sind und wann Kinder wirklich selbst bereit sind, einen so großen Entwicklungsschritt zu gehen. Für sie war es eine große Herausforderung, die sie einfach schnell hinter sich bringen wollte. Hier müssen Eltern jedoch einfühlsam sein. Beim Töpfchen Training geht es nicht darum, es schnell hinter sich zu bringen, sondern sich zunächst mit den Anzeichen und Signalen der Kleinsten zu beschäftigen und diese zu deuten, um sie dann effektiv im Training umzusetzen.
Ein Kind muss stets selbst Bereitschaft zeigen, damit es in der Lage ist neue Verhaltensweisen zu erlernen, anzunehmen und diese dann auch umzusetzen. Auch wenn ein Ratgeber verspricht, dass man in 3 Tagen windelfrei sein kann, sollten Eltern nicht denken, dass dies für die Kinder eine einfache Aufgabe ist.
Tims Mutter lies ihm anschließend also doch noch etwas mehr Zeit und wartete bis Sommer wurde. Tim war da schon etwas älter und zeigte eindeutige Anzeichen, dass er die Windel ablegen wollte, da sie ihm unangenehm war. Also zog sie ihm eine Unterhose an und ließ den Kleinen im Garten spielen. Sie beobachtete ihn und merkte, dass er jedes Mal wenn er musste, ein ruhiges Eckchen suchte und sich hinhockte. Endlich war er in der Lage, die Verbindung herzustellen und war demnach auch bereit das Töpfchen zu nutzen. Nach nur wenigen Tagen klappte es, dass es keine Unfälle mehr gab und Tims Mutter gemeinsam mit ihm eine Windel Weg Party feierte. Sie erreichte damit schneller ihr Ziel, als damals als sie Tim einfach dazu zwingen wollte. Sie merkte, dass es von Anfang an hätte viel einfacher laufen können, wenn sie damals gewusst hätte, was sie heute wusste.
Das Töpfchen Training ist ein großer Schritt in der Entwicklung eines jeden Kindes. Nur wenn man dies erkennt, kann man entspannt an die Sache herangehen und das Kind ohne Stress und Druck auf seinem Weg begleiten. Entspannt bedeutet hier nicht den Körper und Geist in Einklang zu bringen, sondern auch die Bedürfnisse des eigenen Kindes zu kennen und wahrzunehmen. Eltern sollten niemals große Wunder erwarten, sondern ihre eigenen Erwartungen klein halten. Lernen sie, die Signale der Kleinen zu erkennen und zu deuten kann dies zu einer sehr entspannten Haltung führen. Es ist wichtig die Kinder niemals miteinander zu vergleichen, da sich jedes individuell entwickelt und sein eigenes Tempo hat. Eine weitere wichtige Grundlage liegt in der Interaktion, aber auch Kommunikation mit den Kleinen. Es muss ein Weg gefunden werden, wie man mit den Kindern über das Thema kommuniziert. Natürlich ist es leichter, wenn die Kinder bereits sprechen können. Ist dies jedoch nicht der Fall, können Sie auch durch Handzeichen oder Laute eine Art Geheimsprache erfinden. Damit ein entspannter Start beim Töpfchen Training gewährleistet ist, empfiehlt es sich einen kleinen Plan zu erstellen, wo aufgelistet ist wann, wo und womit gestartet wird. Man sollte darauf gewappnet sein, dass auch Schwierigkeiten auftreten können. Man sollte sich aber ebenso darauf vorbereiten, wie man mit diesen Schwierigkeiten effektiv umgehen kann. Die ganze Familie sollte vorbereitet werden, sodass jeder weiß wie das Training stattfinden soll. Eine entspannte Haltung ist besonders wichtig und dazu gehört auch, dass man sich im Klaren ist welche Schwierigkeiten auftreten können und wie man diese schnell wieder beseitigt.
Um ihnen bei der richtigen Vorbereitung etwas unter die Arme zu greifen, möchte ich Ihnen 10 goldene Regeln dazu mit auf den Weg geben:
- Sprechen sie mit ihrem Kind, was auf ihn zukommt, was sie erwarten und wie die nächsten Tage aussehen werden
- Nehmen sie sich unbedingt Zeit für das Training. Haben sie selber Termine, Stress oder sind sie krank, sollten sie nicht mit einem Töpfchen Training beginnen.
- Legen sie gemeinsam mit ihrem Kind fest, wie sie darüber kommunizieren möchten. Manchmal reichen auch einfache Schlagwörter oder ausschlaggebende Sätze wie „ich muss mal!“.
- Starten sie das Training nur, wenn ihr Kind sich gerade nicht in einer anderen Entwicklungsphase befindet. Nehmen sie sich ausreichend Zeit dafür und versuchen sie voller Energie durchzustarten. Die Aufmerksamkeit darf nur auf ihrem Kind liegen.
- Nehmen sie ihr Kind mit ins Bad, wenn sie selbst die Toilette nutzen und seien sie ein Vorbild für ihn. Möchte sich das Kind schon hinsetzen, lassen sie dies ruhig zu. Es kann bereits mit ein paar trocken Übungen beginnen. Hier dürfen sie das loben niemals vergessen!
- Gehen sie gemeinsam einkaufen! Kaufen sie ein neues Töpfchen, tolle Unterwäsche und besprechen sie anschließend wofür es dienen soll. Nehmen sie ihrem Kind die Angst davor, aber zwingen sie es niemals.
- Halten sie ihr Kind nun stets im Auge, damit sie bloß kein Anzeichen verpassen. Sollten sie bemerken, dass ihr Kind gerade muss, schnappen sie es sich und laufen mit ihm ins Badezimmer. Erklären sie, was sie tun und wofür es nützlich ist.
- Sobald sie bemerken, dass ihrem Kind die Windel unangenehm wird, sollten sie die Wickel Situation langweilig gestalten. Zeigen sie ihrem Kind, dass es für sie genauso lästig ist und sie es ungern machen. Erzählen sie stattdessen von toller bunter Unterwäsche und wie schön es ist die Toilette zu benutzen.
- Nutzen sie die gemeinsame Zeit um die Beziehung zu ihrem Kind zu stärken. Sehen sie das Training als eine Chance und nicht als eine lästige Angelegenheit. Variieren sie die Techniken auf die Bedürfnisse des Kindes ab und begleiten sie es durch die vielen Höhen und Tiefen, die auf sie beide zu kommen.
- Versuchen sie einen bestimmten Ablauf zu beobachten. Viele Kinder machen meist zu einer bestimmten Zeit groß oder müssen urinieren. Dieser Moment ist meistens kurz nach dem Essen oder auch morgens direkt nach dem Aufstehen. Setzen sie das Kind niemals aufs Töpfchen, wenn es nicht wirklich muss.
Die 10 goldenen Regeln der Vorbereitung können ihnen dabei helfen, den richtigen Moment abzupassen und das Töpfchen Training für ihr Kind effektiv zu gestalten. Machen sie nicht den gleichen Fehler, wie Tims Mutter.
Nutzen sie das Wissen, welches sie nun besitzen, um ihr Kind einfühlsam durch diesen Entwicklungsschritt zu begleiten.